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Bericht über die Chorreise 2000 nach Basel
Kantorei singt sich in die Herzen der Baseler
So heiter wie die Einstimmung war die ganze Chorfahrt der Nagolder durch
das Elsaß
von Dr. Klaus Horn
Nagold. Es goss aus Kübeln, als frühmorgens die Fahrt
begann, die den Nagolder Chor über das Elsaß nach Basel bringen
sollte. Das erste Ziel der Evangelischen Kantorei war das ehemalige Stift
Ebersmünster, das als nördlichstes Zeugnis des Vorarlberger
Stararchitekten des Barock Peter Thumb zu gelten hat, da von der Kirche
des Klosters in Frauenalb nur noch traurige Ruinen übrig geblieben
sind. Viel eindrucksvoller allerdings als die nicht sehr glücklich
ausgestattete Kirche war dann aber das Orgelkonzert, das Bezirkskantor
Stefan Skobowsky auf der zeitgleich mit der Kirche entstandenen Orgel
des aus Sachsen zugewanderten A. Silbermann gab. Aus Anlass des am selben
Tag zu feiernden 250. Todestag J. S. Bachs ließ er drei Orgelstücke
zu dessen Gedenken erklingen; weiterhin Stücke französischer
Barockkomponisten, wobei durch die gewählten vielfältigen Registrierungen
alle klanglichen Besonderheiten des historischen Instruments zur Geltung
kamen. Eine heitere Einstimmung in eine ebenso heitere Reise, die nun
durch schönstes Gartenland am Rand der Vogesen entlang ihre Fortsetzung
fand.
Nächster Halt war das Städtchen Thann, das ob seiner Wallfahrtskirche
bekannt ist. Ein kunsthistorisch Interessierter konnte dort die ganze
stilistische Entwicklung der Gotik von ihren Anfängen bis zur Spätzeit,
ja bis zur Schreinergotik hin verfolgen. Am Hauptportal gab es neben vollplastischen
elegant gewändeten Heiligenfiguren ein großes Tympanonrelief
zu studieren. Mit anhaltendem Eifer versuchten die Kunsthistorikerin Judith
Bruckner und eine Schar mehr oder weniger bibelfester Kantoristen das
hier abgebildete »Marienleben« nach dem apokryphen Jakobusevangelium
zusammen zu puzzeln.
In Basel glücklich angekommen bezog man das von Hans Karl Joß
unmittelbar bei der Altstadt ausgekundschaftete Hotel, um sich für
das abendliche Konzert in Lörrach vorzubereiten. In der dortigen
Christuskirche wartete eine große Zuhörerschaft auf das Konzert
zu Ehren J. S. Bachs. Neben Kompositionen von J. S. Bach und Mendelssohn
erklang die Messe in D von Dvorák. Den Orgelpart spielte einfühlsam
das kantorale Eigengewächs Antje Rink (derzeit Freiburg). Das musikalisch
gebildete Publikum belohnte die Nagolder Sänger mit anhaltendem Beifall.
Der Samstag in Basel begann mit einer informativen Stadtführung,
der sich für historisch Interessierte der Besuch der Barfüßerkirche
anschloss. Andere Choristen fuhren zur Fondation Bayeler. In dem noblen,
neuen Museum von Renzo Piano gab es eine didaktische Ausstellung mit der
Überschrift »Farbe und Licht«, die mit vorzüglichen
Bildbeispielen aufwartete.
Das abendliche Konzert im Münster - im Rahmen einer regelmäßigen
veranstalteten Stunde der Kirchenmusik - zog erneut eine erstaunlich große
Zahl andächtiger Zuhörer an. Im festlichen spätromanischen
Münster gestaltete die Kantorei erneut eindrucksvoll die Messe in
D von Dvorák mit ihrer melodischen Schönheit, deren zugleich
kunstvolle wie schlichte Innerlichkeit, frei von jedem Pathos, die Herzen
der Zuhörer erreichte. Mehr noch als der lebhafte Beifall der Zuhörer
freute den Kantor und seine Schar die Einladung des Basler Münsterkantors,
den Besuch später einmal zu wiederholen. Wohlgestimmt feierte sich
dann spätabends im Hotel die Kantorei selbst mit einem bunten Abend,
bei dem ansonsten würdige Herren ihre komödiantischen und solistischen
Fähigkeiten offenbarten.
Am Sonntagvormittag dann begleitete die Kantorei den Gottesdienst im Münster.
Die weiche Akustik des Raumes ließ das Duruflésche
»Ubi caritas et amor« klingen, als sei es vom Chorus angelorum
selbst gesungen.
Die Rückreise durchs Markgräflerland bescherte der Kantorei
noch den Besuch zweier ländlicher Kirchen, mit denen sich für
das Ehepaar Skobowsky private wie auch musikalische Erinnerungen verbinden,
was sie den Mitreisenden in sympathischer Weise vermittelten.
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