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aus dem Schwarzwälder Boten vom 2.4.1996

Riesiger Beifall für "Elias"-Aufführung"

Volles Gotteshaus beim Oratorien-Konzert der Evangelischen Kantorei in Nagolder Stadtkirche

Nagold. Das Konzert der Evangelischen Kantorei in der Stadtkirche mit dem Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn-Bartholdy bescherte Ingo Bredenbach und seinem Chor nicht nur ein volles Haus, sondern auch einen runden Erfolg. Wenn nach über zweistündiger kräftezehrender Aufführung als Zugabe der Schlusschor wiederholt werden musste, dann spricht das für sich.

Die großangelegten und vom Orchester üppig begleiteten Chöre, im Klangvolumen manchmal fast gewaltig, kamen der mit fast 90 Mitgliedern auftretenden Kantorei sehr entgegen. Hier konnte der Chor seiner Begeisterung freien Lauf lassen, aber auch zeigen, dass selbst Fortissimi gezügelter Energie und straffer Stimmführung bedürfen. Der Chor sang durchweg sauber und trotz der Größe beweglich und lebendig. Die prononciert exakt und fast staccatoartig gesetzten Gottesworte (so in Nr. 5) machten im Gesamtablauf einen nachhaltigen Eindruck. Trotz der hohen Anforderung blieb der Chor bis zum Schluss frisch und klangstark.

Eine besonders hervorragende Rolle spielte bei der Nagolder Aufführung der Bassist Anselm Richter als Elias. Nicht nur das Ebenmaß seiner prächtigen Bass-Stimme, die sorgfältig gewahrte Ausgeglichenheit in allen Stimmlagen, eine makellose und selbst die Überakustik der Stadtkirche meisternde Deklamation der Texte, auch die viele Schattierungen bietende Gestaltung der Prophetenworte waren in hohem Maße eindrücklich. Er vermied es, dem Elias opernhafte Züge oder gar pathetische Anflüge zu verleihen. Richter sang einen Elias, der mit seinen inneren Bewegungen und Anfechtungen glaubhaft wurde und einem naheging.

Auch die anderen Solisten fügten sich mit durchweg guten und geschmeidigen Stimmen dem sorgfältig gesteckten Rahmen der Aufführung nahtlos ein: die Sopranistinnen Katharina Kutsch und Miriam Jerobeck und die Altistin Uta Mesterheide. Selbst Friedemann Hecht (Tenor) konnte trotz seiner Erkrankung seine Stimme im Klang noch überraschend gut zur Geltung bringen.

Ein Lob auch den Doppelquartetten - zu denen noch Choristen zugezogen wurden - die weitgehend sauber sangen und den oft diffizilen und empfindlichen Klanggeflechten erfreulich gut gerecht werden konnten. Das Meerbuscher Kammerorchester musizierte wie gewohnt exakt und aufmerksam, in den Rezitativen zupackend und energisch. Die von der Partitur her notwendige Erweiterung durch eine Blechbläsergruppe brachte in das gewohnte Klangbild Veränderungen. Die Streicher schienen stellenweise den etwas überbordenden Blechbläsern klanglich unterlegen. Besonders schöne Begleitungen gelangen dem Cello im ersten und letzten Teil der Elias-Arie Nr. 26 und der Oboe im Arioso Nr. 37.

Ingo Bredenbach schuf mit seinem großen Musikerkreis einen "Elias", der höchst lebendig und dramatisch bewegt wirkte. Selbst die theologische Aussage musste in dieser Form bei den Zuhörern Eindruck machen. Mendelssohns Musik, manchmal schon glatt, sehr ausgewogen und voll an Wohlklang, bekam unter Bredenbachs Händen Konturen und deutliche Strukturen, die einem klanglichen Wildwuchs klare Grenzen zogen. Auch das ausführliche Programmheft mit seinen Beiträgen war wieder lobenswert.

Der "Elias" der Nagolder Kantorei wurde vielen ein Erlebnis, wohl allen aber ein eindrücklicher und nachwirkender Musikabend. Die großen Mühen der Vorbereitungen fanden im übergroßen und warmen Beifall der Zuhörer einen schönen Lohn.

Ulrich Eißler

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