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Samstag, 22. Juni 2002, 20 - 24 Uhr, Stadtkirche Nagold
Mendelssohn-Sommernacht Nagold

Zur Einstimmung ab 19.30 Uhr
Orgelsonate op. 65 Nr. 1 f-moll
Orgelsonate op. 65 Nr. 2 c-moll

20 - 21 Uhr
Orgelsonate op. 65 Nr. 3 A-Dur
"Hebe deine Augen auf zu den Bergen" (Psalm 121, 1-3, Engel-Terzett aus dem Elias)
"Veni Domine" (Allelujavers op. 39,1 für Frauenchor und Orgel)
"Ave maris stella" (Marienantiphon für Sopran und Orchester)
"Laudate pueri Domine" (op. 39,2 für Frauenchor und Orgel)
Orgelsonate op. 65 Nr. 4 B-Dur
Choralkantate "Jesu, meine Freude"

21 - 22 Uhr
Orgelsonate op. 65 Nr. 5 D-Dur
"Richte mich Gott" (Psalm 43 op. 78,2 für achtstimmigen Chor)
"Warum toben die Heiden" (Psalm 2 op. 78,1 für Doppelchor)
Orgelsonate op. 65 Nr. 6 d-moll
"Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir" (aus Psalm 91 für Chor a capella aus dem "Elias")
"Jauchzet dem Herrn alle Welt" (Psalm 100 für achtstimmigen Chor)

22 - 23 Uhr
Streichersinfonie Nr. 11 in F
"Salve Regina" für Sopran und Orchester
Notturno C-Dur für Holzbläserensemble ("Ouvertüre für Harmoniemusik" op. 24)

23 - 24 Uhr
Der 95. Psalm "Kommt, lasst uns anbeten" (op. 46 für Soli, Chor und Orchester)
Choralkantate "Verleih uns Frieden" (Gebet nach Worten von Luther für Chor und Orchester)
Der 42. Psalm "Wie der Hirsch schreit" (op. 42 für Soli, Chor und Orchester)

24 Uhr
Sommernacht vor der Kirche

Die Ausführenden

Ev. Kantorei Nagold
Ev. Jugendchor Nagold
Meerbuscher Kammerorchester (Leitung Wolfgang Richter)

Jeanette Bühler (Sopran)
Susanne Boenke (Sopran)

Andreas Kramer, Tenor

Leitung : Stefan Skobowsky

Gesamtkarte (20-24 Uhr): 17 €
Teilkarte (22-24 Uhr): 12 €
(Schülerermäßigung je 5 €)
Karten ab 17. Juni in der Schmidschen Apotheke
oder ab 19.15 Uhr an der Abendkasse

 

Felix Mendelssohn-Bartholdy
geboren 3. Februar 1809 in Hamburg
gestorben 4. November 1847 in Leipzig

"Felix", den Glücklichen, nannten ihn die Zeitgenossen, bewundernd und beneidend. Denn glücklich war sein Leben, dem keine Erfolge versagt blieben, glücklich von der Kindheit an, da der Enkel des berühmten Philosophen als Wunderkind dem alten Goethe vorspielte, bis zu seinem frühen Ende, das durch den Schmerz über den vorzeitigen Tod seiner Schwester Fanny veranlasst war. "Meritis" nannte ihn der Dichter. Verdienstvoll war sein Leben, das ihn als Dirigenten im heutigen Sinne schon, als Lehrer und Organisator mitten in das nunmehr "öffentlich" gewordene Getriebe des deutschen, des europäischen Musiklebens stellte. Gewiss, manches an seinem von makelloser Schönheit und Formvollendung durchdrungenen Werk erscheint uns heute zeitgebunden. Aber drei Tatsachen würden genügen, die Persönlichkeit dieses von Mozart besessenen, nicht nur wunderkindhaft begabten, sondern auch wahrhaft gebildeten, im Geiste Goethes erwachsenen Künstlers als geschichtliche Erscheinung festzuhalten. Das eine ist das Wunder jener Frühvollendung, die ihm die Gabe schenkte, mit siebzehn Jahren die Ouvertüre zu Shakespeares "Sommernachtstraum" zu schaffen. Das andere ist die Gründung des Leipziger Konservatoriums, wodurch er die Bach-Stadt zu einem der geistigen Mittelpunkte der musikalischen und musikerzieherischen Entwicklung seines Jahrhunderts machte. Und endlich war es die eine ganze Bewegung auslösende Tat der Berliner Aufführung von Bachs Matthäus-Passion, zum ersten Male, hundert Jahre nach ihrer "Uraufführung". Damit hat er, der Schüler des um die Wiedererweckung Bachs verdienten Goethe-Freundes Zelter, den Namen des Thomas-Kantors, der den Kennenden schon bewusst war, in das Bewusstsein der großen Welt eingepflanzt. Aus dieser Tat erwuchs jene Bach-Begeisterung, die Schaffen und Forschen anregte und in ihrer letzten Folgerung aus der Bach-Kenntnis das Musikbewusstsein des zwanzigsten Jahrhunderts formte.
Diese Bach-Gesinnung, die Mendelssohn in den vielfältigen Strömungen des stürmisch bewegten Geisteslebens seines Zeitalters zum "Klassizisten" unter den Romantikern, zum Haupt der "Konservativen" in einer fortschrittsbegeisterten Umwelt machte, bildet die entscheidende Mitte. Von Schumann bis Reger schart sich der Kreis derer um ihn, die von dieser Bach-Beziehung angeregt wurden.
Zu diesem Bilde passt auch jenes andere, das man weniger kennt: das des sorgsamen, fast pedantischen Zeichners, der an jedem seiner Werke feilte und hantierte, der Regel anhing, die er lehrte. Eben deshalb stand er dem aufbegehrenden Hector Berlioz verständnislos gegenüber, allem feind, was wider die Vernunft und die Form war, der Tradition mehr verbunden als den kühnen Idealen seiner Altersgenossen. Das war es, was ihn, den feingebildeten Literaten und klugen Astheten, dem man bei aller Güte eine gewisse Kälte nicht absprach, zum Lehrer und Bach-Apostel machte.
Landläufiger ist gewisslich das, was als das Romantische an ihm gilt, die Singseligkeit seiner in geordnete Form gegossenen "Lieder ohne Worte", der brillante Schwung des Violinkonzerts, die Kammermusiken, die Orgelsonaten und Oratorien in einer orgellosen Zeit, in der auch das Oratorium als Ausdruck des Chorenthusiasmus des Jahrhunderts neue Wege einschlug, die Sinfonien und Chöre.
Der "Glückliche" stand indessen nicht unangefochten in seiner Zeit. Seine Abneigung gegen die, die aus dem Impuls das Romantische verkörperten, wurde auch von diesen erwidert. In dem Kampf, der nicht ausblieb, fügte ihm aber die am Formelhaften hängengebliebene Anhängerschaft mehr Schaden zu als der Zorn der Feinde, die andere Wege gingen als er.
Ein seltsam rasches Leben, in dem noch der Name Goethe und schon der Name seines wenig jüngeren Zeitgenossen Wagner eine Rolle spielte! Der große Cherubini nahm ihn in Paris unter seine Fittiche. Der Schüler, der als Pianist Wunder tat, erregte als Komponist Aufsehen; aus dem Studenten wurde der Bach-Apostel, der als Schaffender in England Ruhm erwarb, der in Italien weilte, in Düsseldorf an der Seite Immermanns glanzvoll wirkte, am Gewandhaus in Leipzig als Dirigent Erfolg um Erfolg errang, in Berlin umworben wurde. Eine einzige große Linie durchzieht sein Leben, das mitten in der Zeit stand.
aus "Kleine Bilder großer Meister" von Erich Valentin

Kritik aus Schwarzwälder Bote vom 24. Juni 2002
Mendelssohn-Sommernacht klingt im Mondlicht aus

Besucher erleben die erhabene Schönheit der Musik als Ganzes /
Sänger und Instrumentalisten ziehen das Publikum in ihren Bann

Von Angela Körner-Armbruster
Nagold. Zu einem monumentalen Konzert luden Bezirkskantor Stefan Skobowsky und die Nagolder Kantorei mit dem Meerbuscher Kammerorchester unter der Leitung von Wolfgang Richter, dem evangelischen Jugendchor und Solisten in die Stadtkirche ein :
zur Mendelssohn-Sommernacht.
Fünf Stunden Stimm- und Klanggewalt waren das Geschenk an die fasziniert ausharrenden Besucher und die Kantorei zog sie alle in fast schon gewohnter Manier in ihren Bann.
Die erhabene Schönheit der Musik als Ganzes zu erleben und darin einzutauchen, sich darauf einzulassen - das war die Herausforderung der kräftezehrenden Nacht. Den Musikern gelang es scheinbar mühelos aufs Trefflichste, die Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit des jungen Mendelssohn greifbar zu machen, so dass eine Trennung in einzelne Werke oder Passagen die Intention der Sommernacht zerstören würde.
Felix Mendelssohn-Bartholdy - der Glückliche. Die ganze Bandbreite seiner Emotionen kam zum Ausdruck: zögerlich-fragend, sanft-beschwörend oder mächtig und drängend interpretierten die Musiker Stunde um Stunde, stellten immer wieder neue Stimmungen und Nuancen in den Mittelpunkt der Gefühle. Alle, die diese Nacht mitfeierten, konnten darin schwelgen. Konnten beim Lobpreis der Schöpfung jede einzelne Welle bis hin zur mächtigen Brandung hören oder den symbolischen Schrei des Hirsches durch die Jahrtausende, als ob die Stimmen aller Leidenden den Psalmisten direkt erreichen sollten.
Nicht nur der sensible Kantor an der Orgel, das bestaunenswerte und überaus jugendliche Orchester, auch die Solisten waren gleichberechtigter Teil eines harmonischen Ganzen. Susanne Boenke, deren Stärke die weichen schmeichelnden Stellen sind oder Jeanette Bühler mit ihrer dominanzfreien Ausdruckskraft wurden ebenso mit Beifall verwöhnt wie Andreas Kramer, der sehr ernst, aber wunderbar gefühlvoll in die Anbetung einstimmte.
Ein einziger Wermutstropfen mag die Ausklammerung der Fanny gewesen sein, doch mit einem Glas Wein in der Hand unter dem Sternenhimmel der lauen Sommernacht war auch dies unwichtig. Euphorisch oder still beglückt unter dem großen Mond stehend genossen Gäste und Mitwirkende die stilvolle Abrundung eines großartigen Abends beim Hochzeitsmarsch aus dem Sommernachtstraum. Eigentlich fehlte nur noch die Nachtigall bei diesem unvergesslichen Abend.

Bilder von der Mendelssohn-Sommernacht

Und für die Rätselfreunde gibt es noch die Mendelssohn-Logelei zur Nacht aus dem umfangreichen Programmheft.

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