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Ewigkeits-Sonntag,
24. November 2019, 18.00 Uhr, Stadtkirche Nagold
Georg Fr. Händel - Trauerhymne
Johann Chr. Fr. Bach - Wachet auf
Bericht aus dem Schwarzwälder Bote vom 27. November 2019
Der erste Lichtstrahl der Adventszeit
Kantorei : Ermutigendes Konzert in der
Stadtkirche Nagold zum Ende des Kirchenjahres
Von Ingrid Mansfeld
Nagold. Der gute Brauch, in Nagold am Totensonntag mit einem Chorkonzert
das Ende des Kirchenjahres zu begehen, hatte eine große Schar von
Freunden Nagolder Kirchenmusik in die Stadtkirche gelockt. Die Nagolder
Kirchenmusikdirektorin Eva-Magdalena Ammer gestaltete den Abend mit zwei
in Nagold noch nie gehörten Werken.
Zunächst erklang Georg Friedrich Händels Trauerhymne, das Requiem
zum Tode der englischen Königin Caroline 1737 in London. Die dieses
Oratorium bestimmende Gestik von Trauer, Auferstehung, Trost und Zuversicht
vermochte Händel in kunstvoller Weise kompositorisch darzustellen.
Bestens gelang es der Kantorin mit den Solisten Cornelia Fahrion (Sopran),
Elena Beuerle (Alt), Eberhard Schuler-Meybier (Tenor) und Torsten Müller
(Bass), dem kompakten Nagolder Kantatenorchester und der Nagolder Kantorei
vor allem durch die textliche Präsenz diese gewichtige Trauerhymne
zu vermitteln.
Zu Herzen ging das mit den himmlischen Oboen erfreulich harmonisch klingende
Soloquartett "Selig sind, die im Herren sterben" oder das perfekte
Musizieren von Solisten und Instrumenten in der Kantate "Die Frommen
sind bewahrt in treuem Gedächtnis".
Die Kantorei hatte die große Aufgabe, die unterschiedlichsten Botschaften
und Stimmungen zu vermitteln, was ihr sehr gut glückte. Im Besonderen
bestach die fast artifizielle Präsenz beim "Das Fleisch, es
ist wie Gras" im Gegensatz zur schlichten Frömmigkeit der Choräle.
Trotz geringer Probendauer lieferte die Kantorei wie immer einen weitgehend
ausgewogenen Chorklang. Eine noch intensivere Übungsphase hätte
bestimmt mehr Feinschliff in den Phrasierungen und der rhythmischen Sicherheit
ermöglicht. Bestens dagegen der hohe Grad an überzeugender Textaussage.
Die vor der Tür stehende Adventszeit deutete sich im zweiten Stück
des Abends an durch die Wiedergabe der Motette "Wachet auf, ruft
uns die Stimme" des Bach-Sohnes Johann Christoph Friedrich Bach aus
dem Jahr 1780, einer Vertonung des bekannten Kirchenliedes von Philipp
Nicolai. In der fast fröhlich-beschwingten Auslegung durch Eva-Magdalena
Ammer trat schon der erste Lichtstrahl der Adventszeit gleich einem sich
öffnenden Fenster am Ewigkeits-Sonntag vor Augen.
Herzhaft aufmunternd und begeisternd erklangen unzählige und mehrfach
variierte "Wachet auf"-Ermutigungen. Die textliche Aussage "Ihr
müsset ihm entgegen gehen", die sehr überzeugend von Chor
und Orchester interpretiert wurde, sie war ein Beleg für das freudige
und souveräne Dirigat der Bezirkskantorin. Auch hier bot das sich
prächtig verstehende Solistenquartett mit dem einfühlsamen Orchester
im "Zion hört die Wächter singen" eine stimmige Interpretation
vom hellen Licht, in dem der Stern aufgeht.
Ein prachtvolles "Gloria sei dir gesungen" beendete mit einem
"in dulci jubilo" einen wiederum sehr gelungenen kirchenmusikalischen
Abend, der erneut den Beweis erbrachte, dass innige Ergänzung von
Wort und Ton eine beseelende Wirkung haben können.
Nach einer andächtigen Stille gab es herzlichen Applaus für
die Kantorin Eva-Magdalena Ammer, für Solisten, Orchester und Kantorei.
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