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Ostersonntag,
21. April 2019, 9.30 Uhr, Stadtkirche Nagold
Wolfgang Amadeus Mozart - Krönungsmesse
Bericht aus dem Schwarzwälder Bote vom 23. April 2019
In der Gefühlswelt der Passionszeit
Kirchenmusik : Große künstlerische
Leistung am Karfreitag / Krönungsmesse umrahmt Ostergottesdienst
Von Maria Kosowska-Németh
Nagold. Bevor Kirchenglocken die gute Nachricht der Auferstehung Christi
am Ostersonntag verkündeten, schlugen sie am Nachmittag des Karfreitags
einen anderen Ton an. Ihr schweres Geläut beklagte das Martyrium
Christi, eine Dornenkrone auf dem Altar der Stadtkirche führte die
Geschehnisse auf dem Kreuzweg vor Augen. In dieser ergreifenden Atmosphäre
erhielt die "Musik zur Todesstunde Jesu" eine authentische,
mit Bitterkeit und Schmerz, aber auch mit Hoffnung erfüllte Aussagekraft
und spendete den Beuchern ein intensives Passions-Erlebnis.
Pfarrer Reinhard Hauber stellte das Zitat von Oscar Wilde "Das Geheimnis
der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes" ins
Zentrum seiner Überlegungen und die Musik trug die Bedeutung der
Worte bis hin in das Innerste der Zuhörer. Zwischen den instrumentalen
und vokalen Werken aus der Renaissance- und Frühbarockzeit sangen
die Versammelten ohne Begleitung und schmucklos das unendlich traurige
Lied "O Haupt voll Blut und Wunden". Dieses Hauptmotiv des Konzerts
leiteten Orgel und Gamba mit samtweichem, schmerzlinderndem Klang ein,
dann folgten geistliche und weltliche Kompositionen von Giovanni Battista
Vitali, Johann Hermann Schein, Dietrich Buxtehude und Henry Purcell.
Vier exzellente Musiker - Cornelia Fahrion (Sopran), Ortrun Dietrich (Blockflöten,
Gambe), Regine Hangstein (Blockflöten) sowie Kirchnemusikdirektor
Peter Ammer (Truhenorgel, Cembalo) traten in wechselnden Besetzungs-Konstellationen
auf. Ihre einheitliche Auffassung der alten, auf historischen Instrumenten
vorgetragenen Musik beeindruckte durch pastellfarbene Klangpalette, Tiefe
des künstlerischen Empfindens sowie eine tadellose Ausbalancierung
der polyphonen Musikmaterie.
In der Passacaglia und Chaconne vom Engländer Purcell unterstrichen
Instrumentalisten die von "kontinentalen" Konventionen abweichenden
Züge der Faktur und Harmonie und die kleine Kantate "Also hat
Gott die Welt geliebet" von Buxtehude enthüllte aufs Neue das
hohe technische und musikästhetische Potenzial des Ensembles "Le
Nuove Musiche".
Es war eine schwierige Aufgabe sowie eine große künstlerische
Leistung, die Gefühlswelt der Passionszeit so nah an Gott und Mensch
zu bringen. Somit glitt die "Musik zur Todesstunde Jesu" nicht
zu einer düsteren Form des Requiem aus, sondern huldigte dem Gekreuzigten
Lamm Gottes, verkündete Rückkehr des Erlösers aus dem Reich
des Todes und stimmte die Gläubigen auf den wichtigsten Tag im Kalender
jedes Christen ein - auf die "Große Nacht" der Auferstehung.
Die beiden Bezirkskantoren Eva-Magdalena Ammer und Peter Ammer haben in
diesem Jahr dem Wunsch der Kantorei entsprochen, nicht immer nur "schwermütige
Passionsthematik" zu musizieren und Mozarts Krönungsmesse für
den Ostersonntag gewählt. Gmeinsam mit dem Nagolder Kantatenorchester
und den Solisten Cornelia Fahrion, Eva-Magdalena Ammer, Klemens Mölkner
und Sebastian Corrinth bot Mozarts Werk den festlichen Rahmen des Ostergottesdienstes.
Am Ostersonntag wurden Fotos erstellt, die
hier zu finden sind.
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