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Ewigkeitssonntag,
20. November 2022, 17 Uhr, Stadtkirche Nagold
Chorkonzert Tod - Ewigkeit - Advent
Bericht aus dem Schwarzwälder Bote vom 23. November 2022
Kantorei-Konzert
in der Stadtkirche ist ein echtes Ereignis
Zusammen mit dem Kantatenorchester musiziert
der Chor erstmals wieder wie vor der Pandemie
Von Maria Kosowska-Németh
Nagold. Am Ewigkeitssonntag versammelten sich sehr viele Menschen in der
Stadtkirche Nagold. Der Anlass war das geistliche Chorkonzert der Evangelischen
Kantorei Nagold "Tod - Ewigkeit - Advent".
Zum ersten Mal seit drei Jahren durften die Kirchenbesucher dem Auftritt
des Chores, der Solisten und des Kantatenorchesters wieder beiwohnen und
dabei der Verstorbenen gedenken, Trost in Musik und Wort finden und neue
Hoffnungen schöpfen. Pfarrer Matthias Trumpp verband die musikalischen
Beiträge mit Überlegungen über menschliche Ängste
und Zerrissenheit angesichts des Todes und hob zugleich die Kraft des
Glaubens an Christus und an ewiges Leben hervor.
Das "Kyrie" für gemischten a-Capella-Chor von Carsten Klomp
begann fast unwirklich leise, dann blühte die Stimmenkraft stark
auf und gipfelte in einem dramatischen Ruf um die Gottesgnade. Bald darauf
stellten sich die Choristen in den Kirchennebenschiffen auf und führten
dasselbe Werk erneut auf, jedoch mit noch größerer Hingabe
und Intensität.
Ihre stimmliche Verfassung bekräftigte die Kantorei in dem Gemeindelied
"Herr, mach uns stark", wo sie eine Strophe a Capella vorführte
und die Tonhöhe bis zum Schluss nicht absinken ließ. Ein Kompliment.
Zwei Kantaten von Johann Sebastian Bach, "Wachet auf, ruft uns die
Stimme" und "Nun komm, der Heiden Heiland" bildeten ein
Gerüst für das Hoffnung bringende Konzert am Totensonntag. Nach
monatelangen Vorbereitungen, endlich frei von der Pandemie-Bremse erreichte
die Bezirkskantorin und Dirigentin Eva-Magdalena Ammer ein Optimum an
Gesangsqualität ihrer Kantorei sowie ein ausgewogenes Klangbild des
Gesamtapparates.
Die Chorleiterin wirkte souverän und sicher in den dichten Strukturen
der Bachschen Polyphonie, gab klare Anweisungen, hielt konsequent zügige
Tempi und fügte die vokalen und instrumentalen Stimmen zu einem farbigen,
wohl klingenden Mosaik zusammen. Wie vor Jahren zogen die Laiensänger
und Orchester-Profis an demselben Strang, unterstützten sich gegenseitig
und fanden Freude am gemeinsamen Musizieren.
Die Generalbass-Gruppe begleitete professionell und gefühlvoll die
Gesangssolisten in den Arien und Rezitativen. Und so verwandelten Tabea
Krause und Torsten Müller das Duett "Wenn kömmst du, mein
Heil"? zu einem ergreifenden wie wohlklingenden Geflecht aus leuchtendem
Sopran, anschmiegsamem Bass und sanften Violine-Figurationen (Theresia
Hanke). Die helle Stimme von Christian Wilms (Tenor) verriet im Choral
"Zion hört die Wächter singen" ihre heldenhaften Züge
sowie ein großes Dynamik-Potenzial.
Für das Rezitativ "Wir ehren diese Herrlichkeit" gesellte
sich die Dirigentin Ammer mit ihrer weichen Mezzosopran-Stimme zu den
Solisten und bildete mit Sopranistin Krause ein niveauvolles wie ausgeglichenes
Duett.
Nachdem Pfarrer Trumpp den Adventssegen erteilte, brach in der Kirche
ein donnernder Applaus aus. Die Zuhörer belohnten damit nicht nur
die enorme Leistung der gesamten Mannschaft von Ammer. Auf allen Gesichtern
malten sich Genugtuung und Zufriedenheit, da das Konzert zu einem echten
Ereignis wurde und wirkte nach langer Zeit der Entsagung wie eine Eintrittskarte
in die Normalität.
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